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Nanuu - die gelebte Utopie und urbane Ökosysteme

Aktualisiert: 16. Feb. 2023

Hallo und ein herzliches Willkommen zurück im #Safarihauptstadtdschungel!


In diesem #Blogbeitrag stellen wir euch wieder ein Thema vor, welches Nanuu - die gelebte Utopie erarbeitet hat. Und zwar haben sie sich ausführlich mit Stefan Ineichen über urbane Ökosysteme unterhalten. Wer exakt Stefan Ineichen ist, welche Themenbereiche diskutiert und welche Thesen aufgestellt wurden, könnt ihr euch nun noch einmal ganz in Ruhe durchlesen.

Falls euch das Thema Umwelt und die sich verändernden, gesellschaftlichen und ökologischen Zustände beschäftigen, könnt ihr gerne HIER die Seite von Nanuu abchecken. Das vierköpfige Team beschäftigt sich mit allem was das Thema nachhaltiger Leben angeht und bringt dieses Wissen sehr sympathisch und vielversprechend in unsere Gesellschaft ein!


Viel Spaß beim Lesen :)





Stefan Ineichen studierte Biologie in Zürich und ist inzwischen nicht nur Experte für Glühwürmchen, sondern primär ist die Stadtökologie sein Spezialgebiet. Er beschäftigt sich mit der Stadtfauna, also die Naturgeschichte in der Stadt. Außerdem ist er im Gebiet der Stadtökologie und der Agrarökologie sehr bewandert.

Auf den ersten Blick erweckt eine Großstadt wie Berlin nicht den Eindruck, dass sie einen vielseitigen Lebensraum für Flora und Fauna sein kann. Doch Städte waren schon immer sehr vielseitig aufgestellt und somit nicht nur für uns Menschen ein anziehender Ort zum Leben. So zieht es beispielsweise Kleintiere wie Füchse, Mader, Igel oder auch Mäuse immer stärker in den urbanen Lebensraum. Denn dort finden sie mehr als ein Maisfeld neben dem anderen, was eine Monokultur durch und durch darstellen würde. Die Stadt bietet unterschiedliche Vor- und Schrebergärten und Parks die eine interessantere Abwechslung sind. Diese Vielfalt veranlasst die Verschiebung des Lebensschwerpunktes der Tiere in die Stadt, was allerdings vor allem ein Phänomen in europäischen Städten ist. Denn Stefan Ineichen berichtet, dass dies beispielsweise in den Staaten nicht stattfindet. Das liegt primär daran, dass dort die Vorgärten im Durchschnitt außerordentlich akkurat gepflegt werden und der Wald eine verlockendere Vielfalt als Lebensgrundlage bieten kann.


Inzwischen gehört der Fuchs zu den Berliner Parks, wie unsere Dschungelpflanzen ins Hauptstadtstudio und wenn wir dem flauschigen Vierbeiner mitten in Kreuzberg über den Weg laufen, wundert und das schon lange nicht mehr. Doch die Stadt vertreibt mit ihren neuen Betonbauten und Flächen die keine Brachflächen bleiben dürfen auch diverse Tierarten. Denn obwohl Tiere wie Menschen sehr anpassungsfähig sind, müssen wir ihnen den Raum zum Leben und Anpassen erst einmal geben. Und wenn die neu gebauten Häuserblöcke spiegelglatte Wände besitzen ohne Rillen und raue Vorsprünge, können weder Spatz noch Fledermaus sich dort niederlassen. Auch die Tatsache, dass die asphaltierten Straßen in der Stadt kaum noch Patz für "Unkraut" lassen ist eine Problematik für sich. Wie Stefan Ineichen sagt: "Alte Gärten verschwinden, Pflasterritzen werden zubetoniert [...] und [die] Vielfalt wird wegrationalisiert". Deshalb sollten wir Grünflächen in Städten eine größere Relevanz zuteilen, da wir auf sie angewiesen sind, wenn wir ein funktionstüchtiges Ökosystem im urbanen Raum schaffen wollen.


Wir müssen also unser Verständnis gegenüber der Städtebegrünung und dem urbanen Ökosystem im allgemeinen erweitern und verbessern. Viele Hochschulen an denen Architektur gelehrt wird versuchen beispielsweise ein Umdenken in Bezug auf das Verwenden der Materialien einzubringen. So muss ein Häuserblock der erneuert werden soll nicht immer komplett abgerissen werden, sondern man versucht von dem auszugehen, was noch steht. Dies verringert außerdem den Energieverbrauch, da ein totaler Neubau bzw. kompletter Abriss sich meist nicht auszahlt und zusätzlich die bereits entstandene Biodiversität im Boden zerstört.


Die Stadt Zürich bietet ein gutes Beispiel eines vielfältigen urbanen Ökosystems, da viele Grünflächen direkt im Besitz der Stadt sind. Für die Stadt steht eine Gewinnmaximierung und somit eine Bebauung nicht an erster Stelle, weshalb durch die geschaffenen und primär gesicherten Grünflächen die Biodiversität gefördert und ein für Flora, Fauna und Mensch bereicherndes urbanes Ökosystem geschaffen werden kann. Diese Art den urbanen Raum zu fördern ist eine ökonomisch wertvolle Methode, da nicht nur Tiere, sondern auch Menschen artenreiche und abwechslungsreiche Lebensräume bevorzugen. Monotonie macht uns Lebewesen nicht glücklich und wenn es den Menschen gut geht und sie sich wohl fühlen bleiben sie auch länger an einem Ort wohnen.



Und was können wir selbst unternehmen, um das urbane Ökosystem positiv zu unterstützen?


Wenn ihr einen kleinen Garten habt ist das Vermeiden von Monokulturen ein guter Anfang. Giftfrei und Naturnah zu arbeiten sind außerdem zwei weitere Schlagwörter die in der Gartengestaltung beachtet werden sollten. Einfach mal eine Ecke von der Wiese sich selbst überlassen und schon wird sich von ganz alleine ein vielfältiger Lebensraum entwickeln. Hinzukommt, dass Neophyten (nicht einheimische Pflanzen) wie zum Beispiel Kirschlorbeer invasiv sind und somit enorme Schäden im Ökosystem des Gartens herbeiführen können. Zusätzlich ist zum Beispiel der Kirschlorbeer keine Bereicherung für unsere einheimischen Insekten. Neophyten führen somit oft den Schwund von einheimischer Flora und Fauna herbei. Auch bei der optischen Gestaltung des Gartens können die Faktoren der Lichtverschmutzung und des Wegblockierens in Betracht gezogen werden. Zweiteres lässt sich ganz einfach vermeiden, indem der Zaun nicht komplett den Boden bedeckt, sodass sich Kleintiere hinunter durch bewegen können. Unter anderem ist die durchgehende Beleuchtung in Gärten ein Hindernis für die Biodiversität. Denn über die Hälfte der Tierarten sind Nachttiere, das heißt sie benötigen die Dunkelheit.

Versucht euch in die Tiere hineinzuversetzen, wenn ihr euren Garten oder Balkon ökologisch wertvoll gestalten möchtet. Denn es ist eher weniger sinnvoll ein Bienenhotel auf dem Balkon zu eröffnen, wenn der tägliche Weg zur Nahrung nicht machbar ist :)


Letztendlich sind die urbanen Ökosysteme immer im Wandel und alleine in den letzten Jahrzehnten sind viele neue und wärmeliebende Arten aufgetaucht. Diese Dynamik im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung und dem Städteklima lassen sich sehr gut an der Flora und Fauna ablesen, doch das ist in urbanen Räumen nur möglich, wenn wir uns für die Existenz Verantwortung übernehmen.




Das Interview mit Stefan Ineichen ist auch als Podcast u.a. auf unserem Spotify-Kanal Hauptstadtsafari zu finden.

Und schaut auch gerne auf unserer Instagram-Seite vorbei, um auf dem neusten Stand zu bleiben!


Vielen Dank fürs Lesen und das Auseinandersetzten mit diesem wichtigen Thema!

eure Anna Marie :)











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