Island, eine Insel im Nordatlantik, die mit gerade mal 350.000 Einwohner:innen ca. so besiedelt ist, wie die gängigen Berliner Bezirke. Es ist ein Land, das nicht nur durch seine atemberaubende Natur hervorsticht, sondern auch durch musikalische Bekanntheiten wie Björk, Sigur Rós oder Ásgeir in den letzten Jahrzehnten weltweit Aufmerksamkeit auf sich zog. Natürlich darf auch Sänger Daði Freyr, der beim Eurovision Song Contest 2021 mit seiner extravaganten Performance und einem mitreißenden Popsong die Massen begeisterte, nicht unerwähnt bleiben.
Musikalisch ist Island somit weit vorne im internationalen Markt mit dabei. Doch wie sieht es mit der nationalen Musikkultur aus?
Die Harpa (Bild rechts) ist das große Konzerthaus und Kulturzentrum in Reykjavík. Das Gebäude wurde 2011 eröffnet und gilt als architektonisches Wahrzeichen der Stadt. Die Glasfassade, inspiriert von isländischen Basaltformationen, reflektiert das wechselnde Licht und die Farben des Himmels. Es ist ein Beispiel das zeigt, dass die Isländer:innen sich von der Natur des Landes in jeglichen künstlerischen Bereichen inspirieren lassen. Für das isländische Symphonieorchester und die isländische Oper ist es ein zentraler Veranstaltungsort. Doch auch Sängerinnen wie Bríet oder Björk spielen inzwischen Konzerte dort.
Reykjavik als kulturelles Zentrum und Metropole des Landes ist ein wichtiger Standort für Bars und Clubs, welche die isländische Musikszene am Laufen hält. Viele Künstlerinnen treten in den kleinen Läden Downtown das erste Mal auf, knüpfen neue Kontakte innerhalb der Szene und erarbeiten sich ein eigenes Publikum. Umso wichtiger sind diese kleinen Gigs, denn die Szene lebt von den vielen Bands und Indie-Künstler:innen, die Musik um des Musikwillens machen.
Was ist DIY?
In der isländischen Musikszene steht DIY (Do It Yourself) für die unabhängige, eigenverantwortliche Gestaltung und Veröffentlichung von Musik, ohne die Unterstützung großer Labels. Künstler:innen lernen ihre Instrumente oft autodidaktisch, produzieren in Heimstudios und organisieren selbst ihre Konzerte und Festivals. DIY ist tief in Islands Musikkultur verankert, nicht nur als Methode, sondern als Lebensstil, der Kreativität und den Gemeinschaftsgeist fördert.
Was ist DIT?
In der isländischen Musikszene bedeutet DIT (Do It Together) eine Kultur der Zusammenarbeit, bei der Künstler:innen gemeinsam kreative Projekte verwirklichen. DIT geht über die individuelle Unabhängigkeit hinaus und betont kollektive Ressourcen und die gegenseitige Unterstützung. Besonders in kleinen, gemeinschaftsorientierten Veranstaltungsorten und Kollektiven wie das post-dreifing verkörpert diese Mentalität den Zusammenhalt.
Post-dreifing
Das Kollektiv ist ein isländisches Künstler:innennetzwerk, das unabhängigen Musiker:innen eine Plattform für gemeinschaftliche Projekte bietet. 2017 gegründet, fördert es die DIT-Mentalität durch Kooperationen ohne hierarchische Strukturen. Post-dreifing organisiert Konzerte, Festivals und Veröffentlichungen und unterstützt so die lokale DIY- und DIT-Kultur. Hier stehen Zusammenarbeit und gegenseitige Förderung im Vordergrund, wodurch es jungen Künstler:innen ermöglicht wird, sich frei und abseits der kommerziellen Musikindustrie zu entwickeln.
K.ÓLA (Bild oben) ist eine isländische Sängerin und DIY-Musikerin. Ihre Musikkarriere begann als sie noch ein Kind war mit ihrer Blockflöte, doch inzwischen steht sie lieber mit ihrer Gitarre auf der Bühne. Außerdem studiert sie Musik in Dänemark und ist Teil des Post-dreifing Kollektives. Mit diesem veröffentlicht sie bereits seit mehreren Jahren ihre Musik.
Festivals
Das Post-dreifing Kollektiv organisiert jährlich das Hátíðni Festival, das sich auf DIT stützt und Musik- sowie Kunstprojekte mit DIY-Spirit fördert. Dieses Festival versammelt Künstler:innen, die eigenverantwortlich arbeiten und Wert auf Gemeinschaft legen. Ein weiteres kollektiv organisiertes Festival ist das Norðanpaunk. Ein Punk- und Alternative-Festival, das sich dem DIY-Ansatz verschrieben hat und Raum für experimentelle Musik bietet.
Aktualität
In unserer zugehörigen „Hauptstadtsafari“-Sendung, die ihr bereits auf Spotify findet, erfahrt ihr, wie die DIY-Mentalität Islands Musik(szene) geprägt hat, wie DIT das künstlerische Netzwerk in Island stärkt und welche Rolle es im Widerstand gegen kommerzielle Einflüsse spielt.
Außerdem ist die Musikszene vor Ort mit neuen Herausforderungen angesichts des stark angestiegenen Tourismus und der Kommerzialisierung konfrontiert. Einen ausführlicheren Artikel zu diesem Thema findet ihr bei The Guardian. Über die Schließung vieler alt eingesessenen Clubs und die mit einhergehende Veränderung der Szene in der Hauptstadt Reykjavik berichten uns die Sängerin K.ÓLA und Fuss von der Band Nornagal (Bild unten) im Interview.
Das Interview mit Fuss von Nornagal und K.ÓLA findet ihr als Podcast u.a. auf unserem Spotify-Kanal Hauptstadtsafari. Und natürlich seid ihr auch herzlich eingeladen auf unserer Instagram-Seite vorbei zu schauen, um immer auf dem neusten musikalischen Stand zu bleiben!
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